Mahlzeit

Dezember 15, 2007

Necla Kelek : Freiheit, die ich meine

Filed under: Allgemein, Islam, Migranten — ACDC @ 10:44 pm

15. Dezember 2007 Zurzeit leben etwa fünfzehn Millionen Menschen mit einem anderen als dem deutschen kulturellen Hindergrund in Deutschland, darunter etwa drei Millionen Muslime und von ihnen etwa 2,4 Millionen Menschen türkischer Herkunft. Arbeitsmigration war ein Prozess, der beiden Seiten, der deutschen Wirtschaft und den Migranten, Vorteile brachte, wenn auch die Bedingungen kompliziert waren und die Belastungen ungleich verteilt. Linke und grüne Politik sah und sieht die gewollte Zuwanderung unter anderem immer noch als Mittel der globalen sozialen Umverteilung. Migranten erscheinen als Opfer der internationalen Ausbeutung und sind deshalb zu schützen.

Die Mehrzahl der Zu- und Einwanderer hat sich trotz alledem in die deutsche Gesellschaft integriert oder gar assimiliert. Die deutsche Gesellschaft hat – Fehler und Rückschläge eingerechnet – insgesamt eine große Integrationsleistung vollbracht. Griechen, Italiener oder Portugiesen kamen wie die Türken als Gastarbeiter nach Deutschland. Nicht alle Einwanderergruppen hatten die Neigung, sich in ihre Kultur zurückzuziehen und abzuschotten. Wenn wir von gescheiterter Integration sprechen, müssen wir differenzieren.

Muslimische Enklaven

Das mehrheitlich von Portugiesen bewohnte Viertel in der Nähe der Landungsbrücken am Hamburger Hafen zum Beispiel wird von niemandem als Parallelgesellschaft angesehen, obwohl sehr stark landsmannschaftlich geprägt. Mit seinen Gaststätten, der Musik, den Kultur- und Sportvereinen und der bilingualen Schule bereichert es die kulturelle Vielfalt der Stadt. Hier zeigt sich, dass man die kulturelle Identität bewahren und deutscher Staatsbürger sein kann. Ganz anders die muslimischen Enklaven Hamburg-Wilhelmsburg und Veddel oder bestimmte Viertel in Berlin, in denen Polizistinnen nicht auf Streife gehen, weil sie von den Männern nicht akzeptiert werden, oder in denen arabische Clans mit selbsternannten Friedensrichtern ihre Streitigkeiten untereinander schlichten. Die Menschen sehen sich als Muslim, Türke oder Araber; die eigene Kultur und Religion gibt ihnen Identität – in Abgrenzung zur Mehrheitskultur und nicht als deren Bereicherung.

Wir können davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren vor allem in den Großstädten etwa vierzig Prozent der Bevölkerung einen sogenannten Migrationshintergrund haben. Die aufnehmende Gesellschaft wird nicht auf Dauer die Mehrheitsgesellschaft sein, und wenn sie sich nicht heute auf Werte und Formen des Zusammenlebens verständigt und auch die Einwanderer davon überzeugt, dass die Werte dieser Gesellschaft das menschliche Miteinander zum Wohle des Einzelnen und aller zu regeln verstehen, dann wird unsere Demokratie Schaden nehmen und der gesellschaftliche Frieden gefährdet. Diese Gesellschaft wird sich in Gruppen und Parallelgesellschaften aufspalten. Im Moment will das, glaube ich, niemand.Freiheit nur für Männer

In diesem Jahr bin ich vierzig Jahre in Deutschland. Die ersten zehn Jahre meines Lebens verbrachte ich in Istanbul und in einem Dorf in Anatolien. Mit neunzehn verließ ich mein Elternhaus, und seit 1994 bin ich deutsche Staatsbürgerin. Ich bin in zwei Kulturen zu Hause, in der türkisch-muslimischen Familie wurde ich sozialisiert, in der deutschen Gesellschaft ausgebildet, lernte den kritischen Blick und den interdisziplinären Diskurs. Für mich bedeutet „Freiheit“ etwas ganz Besonderes. Und auch etwas Neues, denn das, was das deutsche Wort bedeutet – „unabhängig sein“ -, ist in der türkisch-muslimischen Erziehung kein Wert. „Freiheit“ habe ich als Kind nur als etwas Fremdes, den Männern Vorbehaltenes kennengelernt. In der muslimisch-türkischen Gesellschaft wird das Kind nicht zum Individuum, zur selbständigen Person, sondern zum Sozialwesen erzogen, das vor allem zu gehorchen und der Familie, der Gemeinschaft, zu dienen hat. Insbesondere dann, wenn es ein Mädchen ist. Nicht das Individuum, sondern die Gemeinschaft ist in der türkischen, besonders aber in der muslimischen Kultur prägend. Das Kollektiv wird über das Individuum gestellt.

Der Einzelne wird als Teil der Familie, des Clans, des Landes gesehen, und so haben zum Beispiel die Gruppenziele in der türkischen Verfassung eine größere Bedeutung als der Schutz des Individuums. Aus ebendiesem Grund versuchen türkische und muslimische Verbände, auch ihre Interessen als Gruppe durchzusetzen. „Hürriyet“ heißt auf Türkisch Freiheit. Dieses Wort stammt von dem arabischen Begriff hurriya ab, der in seiner ursprünglichen Bedeutung das Gegenteil von Sklaverei meint, und nicht das, was in der westlichen Tradition mit „libertas“ verbunden wird, die Befreiung des Einzelnen von jedweder, auch religiöser Bevormundung. Für gläubige Muslime besteht Freiheit in der bewussten Entscheidung, „den Vorschriften des Islam zu gehorchen“. So wird von den Islamvereinen auch das Grundrecht „Religionsfreiheit“ verstanden, nämlich als Recht, in diesem Land dem Islam gehorchen zu dürfen. Dass diese Auffassung so ganz anders ist als unser europäischer Begriff von Freiheit, markiert die kulturelle Differenz.

Der Gewalt ausgeliefert

Als Jugendliche fragte ich meine Mutter, wann ich frei sein würde, in dem Sinne, wann ich denn für mich entscheiden könne, was ich tun will. Sie antwortete: „Die Freiheit ist nicht für uns gemacht.“ Sie verstand meine Frage im Grunde auch gar nicht. Für sie war „frei sein“ gleichbedeutend mit „vogelfrei“, das heißt ohne Schutz zu sein. „Frei sein“ ist schutzlos, verlassen sein; die Frau ist im Zweifelsfall der Gewalt der Männer ausgeliefert. Die Männer schützen die Frauen vor der Gewalt fremder Männer. Ist der eigene Mann gewalttätig, so ist das Kismet. Männer, das sind in der Lebenswelt der muslimischen Frauen Beschützer und Bewacher. Und Männer sind die Öffentlichkeit, die Frauen deren Privatheit.

Natürlich gibt es Frauen, denen es gelungen ist, sich diesem kulturellen System zu entziehen, weil es den Anforderungen der modernen Gesellschaft und den Wünschen der Frauen in der heutigen Zeit widerspricht. Und zum Glück bietet unsere Gesellschaft diese Möglichkeit. Diejenigen, die es geschafft haben, sich ihre Freiheit zu nehmen, vergessen aber leider allzu schnell die anderen und sprechen von ihrem Freiraum, als sei der für alle selbstverständlich.

Gehorsam als oberstes Prinzip

Wir haben es hier mit einer muslimischen Vorstellungen folgenden Leitkultur zu tun, die als oberstes Prinzip den Gehorsam gegenüber Gott, als seine Stellvertreter aber auch den Staat, die Älteren, die Männer oder auch den Bruder kennt. Der Islam beansprucht als Offenbarungs- und Gesetzesreligion, alle Lebensbereiche zu regeln. Er kennt nicht, wie der Historiker Dan Diner schreibt, den „Prozess ständiger Interpretation, Verhandlung und Verwandlung dessen, was entweder ins Innere der Person verlegt oder nach außen hin entlassen und durch etablierte Institutionen reguliert wird“.

Wir müssen dies vor Augen haben, wenn wir die kulturellen Werte vergleichen. Wir sprechen von unterschiedlichen Dingen, auch wenn wir dieselben Begriffe verwenden. Freiheit, Anstand, Würde, Ehre, Schande, Respekt, Dialog – mit alldem verbinden westlich-europäische Gesellschaften bestimmte Vorstellungen, die von der islamisch-türkisch-arabischen Kultur ganz anders definiert werden. Es müsste so etwas wie ein Wörterbuch Islam-Deutsch, Deutsch-Islam erstellt werden, das diese Differenzen benennt.

Der Mut zur Bratwurst

Ich selbst musste mir meine Freiheit nehmen, sonst hätte ich sie nicht bekommen. Ich war achtzehn Jahre alt, also volljährig und im letzten Ausbildungsjahr zur technischen Zeichnerin, als ich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit allen Mut zusammennahm, um – was ich lange beschlossen hatte – eine Bratwurst zu essen.

Bratwürste aßen nur die gavur, die Ungläubigen, denn sie bestehen meist aus Schweinefleisch – und Schweinefleisch ist haram, verboten. Ich bestellte also die Wurst und erwartete, dass mit dem ersten Biss sich entweder die Erde auftat und mich verschlang oder ich vom Blitz erschlagen wurde. Die Wurst war nicht besonders lecker, aber das Entscheidende war, dass – nichts geschah.

Schwarze Pädagogik

So harmlos sich diese Anekdote anhört, so exemplarisch ist sie für die Sozialisation vieler muslimischer Kinder. Sie werden vor allem mit Mitteln der „schwarzen Pädagogik“, also mit Angst und oft auch mit Gewalt, zu Sozialwesen erzogen, die der Gemeinschaft, sprich den Älteren, gehorsam zu sein haben. Was erlaubt und verboten, was rein und schmutzig ist, das ist genau definiert. Eine Erziehung zu Selbständigkeit und Selbstverantwortung ist nicht vorgesehen.

Freiheit, wie wir sie als selbstverständlich ansehen, macht vielen Frauen Angst. Sie wissen nicht, was es bedeutet, frei und unabhängig zu sein. Wem von Kindesbeinen an eingebleut wird, dass man zu gehorchen hat, und wer nichts anderes sieht als die eigenen vier Wände, der fürchtet sich irgendwann vor eigenen Entscheidungen, und sei es nur, im Wald spazieren oder allein zum Arzt zu gehen. Ich bin deshalb vehement dafür, dass Kinder, ganz gleich woher sie kommen, erst lernen, sich selbst auszuprobieren. Dass sie schwimmen, auf Berge klettern, in Museen und Theater gehen, dass man verhindert, dass sie „freiwillig“ ein Kopftuch aufsetzen, weil sie erst lernen müssen, unabhängig zu werden und selbständig zu denken.

Selbsterfahrung und Selbstständigkeit

Körperliche und geistige Autonomie ist neben einer guten Ausbildung die Voraussetzung für Freiheit. Ich möchte, dass alle Kinder möglichst früh, bereits im Kindergarten mit dieser Kultur der Selbsterfahrung und Selbstständigkeit in Berührung kommen. Sie lernen das nicht bei einer Mutter, die aus Anatolien kommt, kein Deutsch spricht und nichts von dieser Gesellschaft weiß. Im Grundgesetz ist die Erziehung das Privileg der Eltern, aber es gehört für mich auch zu ihrer Pflicht, dies im Sinne der Freiheit zu tun.

Im türkisch-muslimischen Wertekanon spielt der Begriff „Respekt“ eine große Rolle, ein weiteres Beispiel für Kulturdifferenz. Respekt vor dem Älteren, dem Stärkeren, vor der Religion, vor der Türkei, vor Vater, Onkel, Bruder. Wenn ein Abi, ein älterer Bruder, von Jüngeren oder Fremden „Respekt“ erwartet, fordert er eine Demutsgeste ein, die absolute Orientierung auf den hierarchisch Höherstehenden, auf ein patriarchalisches System.

Unterwerfung und Hingabe

Respekt bedeutet deshalb nichts anderes als Unterwerfung – wie auch das Wort „Islam“. Auch „Islam“ bedeutet im Wortsinn Unterwerfung und Hingabe. „Respekt haben“ bedeutet, die gegebenen Machtverhältnisse anzuerkennen, folglich auch das Prinzip dieser Religion zu akzeptieren. Seine Meinung zu sagen ist für ein Mädchen gegenüber einer Älteren oder gar gegenüber einem Mann undenkbar. Die Unterordnung der Frauen in Frage zu stellen ist undenkbar. Ich habe beobachtet, dass Söhne im Alter von vielleicht 12 Jahren mit ihren Müttern zum Einkaufen gingen und das Portemonnaie in der Hand hielten und zahlten, weil der Junge während der Abwesenheit des Vaters als ältester Mann im Haus das Sagen hat. Die Hierarchie ergibt sich nicht aus einer natürlichen Autorität, sondern wird über Alter und Geschlecht definiert, und dies ist gottgegeben.

Gesellschaftlich und im Glauben passiert etwas Ähnliches. Man muss „Respekt“ gegenüber dem Propheten oder der Religion zeigen und darf keine Kritik üben oder Karikaturen zeichnen, weil man als Muslim – und als Ungläubiger schon gar nicht – kein Recht hat, die göttliche Ordnung in Frage zu stellen. Man hat auch kein Recht, überhaupt Fragen zu stellen. Kritische Fragen zu stellen bedeutet zu zweifeln. Zweifel ist Gotteslästerung. Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan gebrauchte in einem Interview die Formel „Unsere Religion ist ohne Fehler“. Mit dieser Feststellung befindet sich der türkische Ministerpräsident theologisch wieder im siebten Jahrhundert.

Individualismus als Egoismus

Wenn wir im Westen von „Respekt“ sprechen, meinen wir damit Hochachtung, Rücksicht und auch „gelten lassen“. Man muss sich den „Respekt verdienen“. Dieses Prinzip der Selbstverantwortung ist vielen Muslimen zutiefst verdächtig. Sie halten Individualismus für Egoismus. Wir müssen uns darüber klar werden, wenn wir uns auf unsere Identität als Europäer besinnen, dass die Errungenschaften unserer Kultur und des Miteinander in Frage gestellt werden – nicht durch einen anderen Glauben oder besondere Formen der Spiritualität, sondern durch eine anderes politisches und gesellschaftliches Ideal, durch ein differentes Welt- und Menschenbild. Diese andere Kultur ist aber nicht tolerant, sondern sie klagt unsere Toleranz ein, um sich selbst zu entfalten. Dort wo sie die Mehrheit hat oder Muslime bestimmend auftreten können, verschwinden diese Freiheiten Schritt um Schritt.

Und sie versucht auf vielen Feldern, das „religiöse Leben“ der Muslime als zu akzeptierende Norm zu etablieren und damit das Leben in unserem Land zu entsäkularisieren. Der Kopftuchstreit und Moscheebauten sind nur ein Teil dieses religiös-politischen Kampfes, der von Muslimen unter dem Schleier der Religionsfreiheit geführt wird.

Lange für Verständnis geworben

Es handelt sich bei der Auseinandersetzung mit dem muslimischen Wertekonsens nicht um Probleme, die man nur „erklären muss, um sie zu verstehen“. Lange haben die Integrationsbeauftragten und Islamkundler so gearbeitet, haben sie für Verständnis geworben, um den Muslimen ein „Ankommen“ in dieser Gesellschaft zu erleichtern. Wenn wir aber genau hinsehen, werden wir erkennen, dass wir es mit einem Wertekonflikt zu tun haben. Er berührt die Grundlagen unseres Zusammenlebens und wird Europa verändern, wenn wir uns nicht zu einer eigenen europäischen Identität bekennen.

Dieser Konflikt ist seit einiger Zeit Thema auf der deutschen Islamkonferenz, an der ich teilnehme. Seit fast einem Jahr diskutieren wir mit den Islamverbänden über eine gemeinsame Erklärung zum Wertekonsens. Der strittige Text lautet: „Grundlage ist neben unseren Wertvorstellungen und unserem kulturellen Selbstverständnis unsere freiheitliche und demokratische Ordnung, wie sie sich aus der deutschen und europäischen Geschichte entwickelt hat und im Grundgesetz ihre verfassungsrechtliche Ausprägung findet.“ Die Islamverbände des Koordinierungsrates der Muslime weigern sich bis heute, dieser Formulierung zuzustimmen.

Leere Verfassung

Dass die Funktionäre des Islam dieser so selbstverständlichen Formulierung nicht zustimmen mögen, hat aber einen einfachen Grund: Sie misstrauen den Wertvorstellungen von Freiheit und Selbstverantwortung. Sie sagen, wir stehen zur Verfassung, meinen damit aber nur das Recht auf Religionsfreiheit, meinen ihr Recht als Gruppe, ungestört ihren Glauben zu leben – nicht aber das Recht auf Freiheit von Religion oder die Freiheitsrechte Einzelner. In der Satzung des muslimischen Koordinierungsrates hat man sich auf die Leitkultur „Koran und Sunna“ festgelegt. Diese muslimischen Vertreter akzeptieren die Verfassung, wollen sie aber nicht mit Leben füllen.

Der Islam kennt keine Hierarchie, keinen Klerus, keine verbindliche Lehre, sondern nur die Tradition. Aber selbst der Koran ist in sich widersprüchlich und der Umgang mit ihm unter Muslimen umstritten, und die Sunna, das Vorbild Mohammeds, ist nichts weiter als Tradition und Sitte gewordene Ideologie. Trotzdem spricht jeder Verbandsvertreter für „den Islam“, andererseits hat je nach Lage jedes Problem – vom Terrorismus bis zur gescheiterten Integration – „nichts mit dem Islam zu tun“. Es gibt keine Verbindlichkeit und damit auch keine Verantwortlichkeit in dieser Weltanschauung. „Der Islam ist das, was man daraus macht“, sagt Bassam Tibi. Oder, wie ich es ausdrücke, der Islam ist das, was die Islamfunktionäre jeweils dafür ausgeben.

Nicht integrierbar

Für mich ist der Islam als Weltanschauung und Wertesystem nicht in die europäischen Gesellschaften integrierbar und deshalb generell nicht als Körperschaft öffentlichen Rechts anzuerkennen. Das ist keine Frage des guten Willens. Es fehlen die institutionellen, strukturellen und theologischen Voraussetzungen dafür und seinen Vertretern, mit einem Wort von Habermas, „eine in Überzeugung verwurzelte Legitimation“. Der Islam ist nicht integrierbar, wohl aber der einzelne Muslim als Staatsbürger. Er kann in unserer Gesellschaft seinen Glauben und seine Identität bewahren, denn die europäische Toleranz der Aufklärung begreift die Angehörigen aller Religionen als gleichberechtigt.

Ein grundlegendes Problem des Islam ist die fehlende Trennung von Staat und Religion, die spätestens mit der Einführung der Orthodoxie im Jahr 847 staatliche muslimische Tradition wurde. In den christlichen Gesellschaften fand die Trennung von Religion und Staat im Zuge der Aufklärung statt. Unter Säkularisierung wird die „Verweltlichung“ einer Gesellschaft verstanden. An die Stelle von Gottes Gesetz trat das von Menschen gemachte „Gesetz“, das Recht. An die Stelle des von Gott gewollten Schicksals trat der sein Schicksal selbst in die Hand nehmende vernunftbegabte Mensch. Wahre Aufklärung ist deshalb auch die Aufklärung des Menschen über seine Grenzen und die Erkenntnis, eigenverantwortlicher Gestalter des Diesseits zu sein und nicht Vollstrecker eines jenseitigen Auftrags. Der Glaube wurde dadurch nicht abgeschafft, auch nicht bei den Christen.

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